Künstler Portfolio - Vorteile der individuellen Website

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Von Sebastian Benderoth


Kunst online präsentieren

Für Künstler und Kreative gibt es sehr viele Optionen, die eigenen Arbeiten einem größeren Online-Publikum zu präsentieren. Da ich selbst seit eh und je kreativ tätig bin, kenne ich mich mit dieser speziellen Thematik seit ca. 25 Jahren gut aus und möchte daher an dieser Stelle auch ein paar nützliche Links und Tipps zusammenstellen. Daneben möchte ich erklären, warum ich eine gute und vor allem individuell zugeschnittene Künstlerwebseite für sinnvoll halte.

Plattformen für die Werk- und Eigendarstellung

Neben den allgemeinen Social Media Plattformen wie Facebook und Co bieten sich speziellere Plattformen an, über welche z.B. Illustrationen, Originale oder Drucke angeboten werden können.

Neben RedBubble oder Etsy gibt es hier fast für jeden Geschmack etwas. Interessant wäre etwa auch die Plattform Daisie.com, deren Co-Founder Maisie Williams aka. Arya Stark ist. Daisie habe ich mir einmal angesehen und dort gute Ideen entdeckt - hier ein paar Skizzen von mir auf Daisie.

Patreon.com ist eine etablierte Plattform, auf der sich Kreative eine Community bzw. Audience aus Fans und Förderern aufbauen können. Für Kreative geht es z.B. in diesem Falle auch darum, die Kreativarbeit durch Anhänger (patreons) honorieren zu lassen und wervollen Input aus der Community zu erhalten. Letztlich kommt so mit Glück und Fleiß eine relevante Fangemeinde und ein hoffentlich ebenso relevanter Finanzierungsbeitrag zustande, so dass die eigene Arbeit von denen getragen werden kann, die sie mögen. Patreons sind hier in Tiers organisiert. Alle Details zum Konzept von Patreon sowie Best-Practices guckt man sich am besten auf der Website und den vielen dortigen Zusatzinfos (Blog, Guides, etc.) an.

Klassische Kunstcommunities wie Artdoxa habe ich vermutlich zuletzt im Jahr 2008 genutzt, denn sie boten zwar damals gute Optionen des Austauschs, aber sind heute aus meiner Sicht in der Regel überholt und wirklich ergiebige, neue Äquivalente habe ich nicht festgestellt (gerne nehme ich hier aber Hinweise auf und ergänze die Tipps), da sich sehr viele Kreativgemeinschaften über Gruppen in Facebook etc. organisieren. Selbst bei Plattformen der Kulturmonopole wie Saatchi Art habe ich meine Bilder gegen einen letzten Platzhalter bereits vor fünf Jahren ausgetauscht, um dort letztlich nicht mehr aktiv zu bleiben.

Ich persönlich würde diese Möglichkeiten der Kunstvermarktung oder Präsentation insgesamt in drei Kategorien unterteilen: Social / Community (Daisie, Artdoxa, Facebook), Print-On-Demand (RedBubble, Spreadshirt etc.) und Crowdfunding (Patreon). Alle Kategorien dieser Plattformen bieten dem Kreativen verschiedene Optionen des Marketings oder Verkaufs, man kann aber durchaus sagen, dass es große Unterschiede gibt. Z.B., wenn es um Gebühren (etwa bei Verkäufen) und echte Effekte geht, die sich monetär in einer Kosten-Nutzen-Rechnung messen lassen. Social Media ist für einige Bereiche sicherlich heute notwendig, aber umgekehrt ist es oft fraglich, ob regelmäßige Einnahmen für den Künstler auf Basis z.B. von Facebook entstehen. Crowdfunding ist aufwändig (Facebook ist dies allerdings garantiert auch), aber absolut messbar bzgl. des Effektes. Ob sich Unterstützer der eigenen Arbeit finden und ob Einnahmen erzielt werden, lässt sich kontinuierlich messen. Die Plattformen für T-Shirt und Kunstdruck haben ein einfaches Konzept: der Künstler macht den Inhalt, das Unternehmen stellt das Trägermedium und die Logistik. Wer verdient hier wohl den größten Anteil? Richtig … man kennt dies bereits aus der Geschichte, als Major Labels die CD-Distribution in der Musikbranche vereinnahmten. Unterm Strich werden so sehr viele T-Shirts mit vielen Motiven und Tassen mit ebendiesen verkauft, aber eventuell doch wenige Existenzen von Künstlern und Kreativen gesichert.

Websites bzw. Deine Online Galerie

Wie kommt der Künstler nun zur eigenen Show oder zum eigenen Shop?

Es gibt drei Wege zur eigenen Website

  • Mit einem Baukasten-Ansatz (z.B. via WIX oder einem anderen Anbieter)
  • In handwerklicher Eigenleistung (z.B. mit Wordpress)
  • Beautragung einer Agentur oder Person

Diese drei Optionen sollte sich jeder persönlich gegenüberstellen, um individuell zu einem optimalen Vorgehen zu finden. Eine kleine Hilfestellung möchte ich hier auf der Kostenseite geben, wobei ich in diesem Beitrag nicht in Details gehe.

Welche Kosten entstehen immer

  • In allen drei Varianten (Baukasten, Eigenleistung, Auftrag) muss mindestens die individuelle Domain bezahlt werden
  • Es entsteht zudem immer Aufwand (also Arbeit), egal in welcher Variante. Ob man Zeit für sich selbst berechnet oder nicht, kann natürlich jeder selbst entscheiden.

Welche Kosten entstehen je Variante?

  • Homepage-Baukasten: Es kommt in der Regel zu monatlichen Gebühren, was aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich ist. Wer sich für eine gänzlich kostenfreie Variante entscheidet, sollte die dadurch entstehenden Einschränkungen genau verstehen.
  • Eigenleistung: Eine selbst erstellte Website muss auf einem Server gehostet werden. Die damit verbundenen Kosten hängen von dem Anbieter der Infrastruktur und etwaigen Zusatzdiensten ab. Etwa kann ein SSL-Zertifikat Kosten erzeugen, aber auch ein beliebiges Zusatzpaket (z.B. E-Mails), welches der Webspaceanbieter möglicherweise gegen Aufpreis bereitstellt. Es ist also eine Recherche und etwas Knowhow empfehlenswert.
  • Beauftragung: Bei der externen Beauftragung ist die Preisspanne und -Politik natürlich abhängig vom jeweiligen Auftragnehmer. Ganz naheliegend ist ja, dass hier die Kosten für Erstellung (~ time & material), Wartung und Betrieb umgelegt werden. Die Größenordnung orientiert sich dann an den individuellen Vorstellungen und somit dem Aufwand. Es kann sich also lohnen, verschiedene Angebote auf Basis der individuellen Zielsetzung zu vergleichen.

So ergeben sich Unterschiede für die drei Lösungswege (Baukasten, Eigenleistung, Auftrag).

Ein Baukasten ist heutzutage oftmals durchaus brauchbar (die Unterschiede können allerdings sehr groß sein!). Doch man verwendet eben Standardbauteile und Themes (also Vorlagen), die viele andere auch verwenden. Ein gutes Ergebnis kann man (je nach Anbieter) damit absolut erzielen, aber Maßanzüge werden dort nicht angeboten. Zudem gibt es bei vielen Anbietern keine solide Möglichkeit, sich eine bereits erstellte Website zu sichern oder diese zu portieren, z.B. um sie andernorts zu hosten oder technisch zu migrieren. In der Eigenleistung könnte man beides grundsätzlich bewerkstelligen, sprich - die individuelle Vorstellung umsetzen sowie eine portierbare Technik wählen. Allerdings ist hier dann das nötige Know-How erforderlich und ich wage zu bezweifeln, ob sich das Einarbeiten lohnt, um dann etwas Kosten zu sparen. Dies macht aber eventuell Sinn, wenn man ohnehin technisch Neues lernen möchte, den Lernen schadet nie.

Vorteile der eigenen Website für Künstler

Bilder und Skulpturen werden durch Websites weder besser noch schlechter. In vielen Fällen sind diese auch vielmehr für einen “analogen” öffentlichen Raum gedacht bzw. wurden nicht für die Darstellung auf einer Internetseite erstellt. Doch eine Website ist immer noch ein hervorragendes Mittel, um dem Rezipienten Hintergrundinformationen zu liefern, Fans über Ausstellungstermine zu informieren oder neues Publikum zu finden. Ferner könnte eine Shop-Funktionalität integriert werden oder eine Kontaktmöglichkeit für interessierte Besucher geschaffen werden. Eine Website ist vor allem aber auch heute noch exklusiv und geht nicht im stetigen Informationsrauschen unter, sobald ein Interessent den Weg dorthin gefunden hat.

Die Wahl des Rahmens bestimmt der Künstler

Eine Website ist auch die virtuelle Ausstellungsfläche und die selbst gewählte Rahmung für die eigene Arbeit. Hängt man ein Opus Magnum mit einem billigen Plastikrahmen an die nächstbeste Wand? Oder ist die Wahl des Konzepts nicht doch wesentlicher Teil der Inszenierung und Kommunikation? Bild, Text, Raum und Situation gehören aus meiner Sicht durchaus zum kommunikativen Gesamtkonzept.

Ein Vorteil der maßangefertigten Website ist somit sicherlich, dass der Künstler das kommunikative Konzept und die Präsentation in der Hand hat. Wie die Kommunikation vorbereitet ist, welche Ziele existieren, wie viel Hintergrundinformationen preisgegeben werden … - all das liegt richtigerweise in der Hand des Autors bzw. Urhebers.

Bündelung der Kanäle

Wenn man auf mehreren digitalen Marktplätzen (RedBubble, Etsy und so weiter) die eigene Arbeit präsentiert, dann verliert man nicht nur schnell den Überblick, sondern es wird auch zunehmend schwieriger, relevante Effekte zu messen und interessierte Personen von zufällig interagierenden Nutzern zu unterscheiden. Relevanz wird so schnell zu einem entgleitenden Konzept. Die Bündelung der verschiedenen Kanäle kann also ein wichtiges Mittel sein, um die Aktivitäten auf den Kanälen wirksam zu verbinden und Relevanz wieder einzufangen. Die Website wird hier zu einem taktisch eingesetzten Mittel, was z.B. ermöglicht, den Erfolg im Zusammenhang mit der eigenen Aktivität zu messen.

Den Einfluss Dritter und Gatekeeper reduzieren

Communities und Plattformen bieten zweifellos viele Vorzüge und Möglichkeiten. Aber das alleine rechtfertigt noch nicht, dass ein künstlerisches Gesamtwerk einfach in die Hände eines Tech-Giganten gelegt werden sollte, oder? Welche Rechte man abtritt, ob mit den eigenen Arbeiten Dritte Werbung machen können und wer mit den Erzeugnissen eigentlich wirklich Geld verdient, das sollten sich Künstler heute durchaus fragen. Ebenso betrifft dies die Zensur, welche z.B. durch Algorithmen vollautomatisch vorgenommen wird oder Teil der jeweiligen Plattform Policy ist. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass sich Künstler den Raum für Autorschaft erhalten und Aktivitäten klug orchestrieren. Eine eigene Show kann hier mindestens hilfreich sein.

Chancen der Digitalisierung

Auch ein Künstler kann sich zudem schaffend und kreativ mit den neuen Möglichkeiten der Zeit auseinandersetzen. Gerade in den aktuell schwierigen Zeiten der Corona-Krise macht es Sinn, wenn Kulturschaffende und Kreative in eigene Wirksamkeit, Marketing und die Erschließung neuer Vertriebswege investieren. Welche Dinge wie umsetzbar sind, wie man digitale Kanäle wirksam kombiniert oder Kunstwerke selbsttätig verkaufen kann, diese Fragen diskutiert man am besten mit einem echten Gegenüber. Baukästen helfen hier etwa wenig und Agenten oder Galerien sind nicht immer zwingend Digitalexperten. So bin ich mir sehr sicher, dass Künstler von technischen Sparringpartner profitieren können, gerade wenn es um die Selbstständigkeit im digitalen Zeitalter geht. Eine Website kann der Beginn einer solchen Partnerschaft sein.

Fazit: Für Kreative bieten digitale Kanäle und Werkzeuge neue Möglichkeiten, um aktiv Publikum zu finden, sich zu vernetzen und neue Einnahmequellen aufzubauen. Eine Website ist einer der wichtigen Baustein einer erfolgreichen Selbstvermarktung oder dem Aufbau der Fangemeinde.


Ich biete Künstlern und Kreativen gerne meine Dienste und Beratungsleistungen an. Weil mein Herz seit eh und je für die Kunst schlägt, bin ich an dieser Stelle absolut offen für kreative Lösungen und Preise.